Wolf-Dieter Kleinschmidt im Super Sonntag vom 05.07.2020:
Als im November 1989 die Mauer fiel und die innerdeutsche Grenze nicht mehr trennte, war es für den Steuerberater und Rechtsbeistand Wolf-Dieter Kleinschmidt aus Bad Harzburg klar, sich für den Wandel zu engagieren und in der DDR Hilfe zu leisten.
Dass ihm dabei seine Tätigkeit im Harzburger Rat helfen könnte, hatte er nicht vorausgesehen. So kamen im Februar 1990 – vom Rathaus empfohlen – zwei Damen aus Bernburg in seine Harzburger Kanzlei. Sie stellten sich zum Erstaunen von Kleinschmidt als Steuerberater aus Bernburg vor und wollten auf eigene Faust Erkundigungen über das einholen, was sich zum 01.07.1990 bereits abzeichnete: die Wirtschafts- und Währungsunion. Das lange Gespräch mündete in der Zusage von Kleinschmidt, ihnen gern weiter zu helfen, wenn er gebraucht würde.
Das ließ nicht lange auf sich warten: im Mai kam der Anruf mit einer Einladung in das Büro im Bernburger Buchenhof. Schnell war ein passendes Datum vereinbart, aber langsam war die Fahrt über die alten und schlecht ausgeschilderten Straßen. Und dann saßen die neun Mitarbeiterinnen von VEB ReWi am Tisch im kleinen Besprechungsraum, ein Glas Sekt mit Erdbeeren vor sich und verkündeten Widerspruch nicht duldend: „Sie werden unser neuer Chef“. Zwar ein bisschen überrumpelt, aber zügig bereit nahm Kleinschmidt dann die Planungen für die Kanzlei in Bernburg ab 01.07.1990 auf: neue EDV-Technik musste her, Grundzüge des westdeutschen Steuerrechts waren zu erklären, die vorhandenen DDR-Grundmittel der Mandanten mussten neu bewertet werden, ein völlig anderer Kontenplan erforderte ein Umdenken beim Buchen; das System Umsatzsteuer musste sofort angewandt werden. Kleinschmidt: „Ich wollte langfristig beraten und nachhaltig Vertrauen aufbauen“. Dabei gilt für ihn das Kanzlei-Motto: Kompetent und zuverlässig – kreativ und engagiert. Davon, dass die Mitarbeiterinnen sich oft bis zur Erschöpfung einbrachten, spricht Kleinschmidt noch heute voller Hochachtung.
Legendär war die Information des Harzburger Steuerberaters im Bernburger Kurhaus über das westdeutsche Steuerrecht. Im Juni 1990 wurden von ihm in einem vollbesetzten Großen Saal mehrere Stunden referiert und viele Fragen beantwortet.
Die ersten Jahre waren schon deshalb anstrengend, weil neben dem für Kleinschmidt gewohnten bundesdeutschen Steuerrecht auch noch Gewinnermittlungen nach DDR-Recht erstellt werden mussten. Außerdem war der Stab mit qualifizierten Mitarbeitern zu erweitern. Dazu gehörten auch angemessene Arbeitsmöglichkeiten, die in einem Gebäudeensemble in der Breite Straße aus- und aufgebaut wurden. Dass dabei besonders der Denkmalschutz beachtet wurde, macht die Kanzlei zu einem Schmuckstück in der Talstadt. Für zwei Objekte erhielt er Sanierungspreise der Stadt Bernburg.
Als Aufsichtsratsvorsitzender der Bernburger Wohnstätten und der Stadtwerke Bernburg hat er nach der Wende tatkräftig an der Entwicklung dieser beiden Unternehmen mitgewirkt.
Die renommierte Bernburger Kanzlei ist seit 1990 auf Erfolgskurs. Inzwischen hat Kleinschmidt mit den Steuerberatern Alexis Aidonis und Thomas Zacher eine Partnerschaft gegründet. Mit über zwanzig qualifizierten Mitarbeitern werden rund 400 Unternehmen und viele Privatpersonen steuerlich betreut. Dass dort auch ausgebildet wird, war immer selbstverständlich. Dabei werden mit der Dualen Ausbildung (Praxis in der Kanzlei und Studium an der Hochschule Bernburg) neue Wege beschritten.
Die Kanzlei ist Pilotanwender für DATEV-EDV-Programme und volldigitalisiert. So konnten auch in Corona-Zeiten alle Mandanten von den Mitarbeitern im Homeoffice weiter intensiv betreut werden.
In zahlreichen Betriebsprüfungen wurde um die Anwendung des Steuerrechts gerungen. Dabei half Kleinschmidt seine Rechtsbeistandstätigkeit; er ist Mitglied der Rechtsanwaltskammer Braunschweig. Und wenn es erforderlich war, scheute er auch nicht Klagen vor den Finanzgerichten. Mit Erfolg, so wie er auch zwei wichtige Urteilen des Bundesfinanzhofes in München erstritt.
Zu dem Engagement von Wolf-Dieter Kleinschmidt in Bernburg gehört der intensive Einsatz im Vorstand des Förderkreises für eine neue Orgel in der Talstädter Marienkirche: „Das ist mir eine Herzensangelegenheit“. Diese neue Orgel wird mit einem Festakt am 11.10.2020 in Dienst genommen. Auch in anderen Bernburger Vereinen ist er fördernd tätig.
Außerdem ist er Vorsitzender der Kleinschmidt-Stiftung und der Marion-Kleinschmidt-Stiftung, die beide gemeinnützige Zwecke fördern, sowie Mitglied im Stiftungsrat der Stiftung Rolf Rieken für Umwelt und Soziales tätig.